Um das Problem der Lesekompetenz von Migrantenschülern deutscher Schulen in Bezug auf das Bildungssystem kritisch zu betrachten, sollte die Bundesrepublik, als Einwanderungsland betrachtet werden.
Wer heute nur einen Hauptschulabschluss vorweisen kann, hat nur noch geringe Aussichten auf einen Ausbildungsplatz, wobei ein Migrationshintergrund die Chancen zusätzlich mindert. Die Trennung der Schüler nach Schulformen sehe ich als ein weiteres wichtiges Defizit. Dadurch werden soziale Zuschreibungen verfestigt und Hauptschulen zu „Ausländerschulen” umbenannt. Dem zufolge wird das Gesellschaftsbild bestätigt, in dem Migranten die unteren Positionen einnehmen und die Bemühungen um interkulturelle Erziehung werden zunichte gemacht. Ebenfalls bemängele ich, dass Eltern teils nicht in der Lage sind, die Arbeit der Schulen zu kontrollieren und gegebenenfalls zu intervenieren. Dadurch entwickeln sich diese Umgebungen zu „gesellschaftlich vernachlässigten Räumen“.
Es kommt häufiger vor, dass leistungsstarke Migrantenkinder aufgrund ihrer familiären Unterstützungspotenziale in niedriggestufte Schulgänge empfohlen werden. Dadurch müssen Kinder „einfacher Leute“, im Gegensatz zu Akademikerkindern überdurchschnittliche Leistungen nachweisen.
In der Tat ist anzumerken, dass Kompetenzdefizite von Schülern und Schülerinnen deutscher Schulen mit oder ohne Migrationshintergrund aufgrund unzureichender Förderung auch auf das Bildungssystem zurückzuführen ist. Weniger Schulabschlüsse und mehr Jugendliche ohne Abschluss sind die Folgen. Das Problem des Bildungssystems sollte daher nicht nur als ein Problem der Schüler, sondern auch als Problem der Gesellschaft angesehen werden.
Ideen/Vorschläge zur Verbesserung der Lage
Um das Bildungsproblem von Migrantenkindern zu lösen, muss zuerst das Sprachproblem gelöst werden. Ein wichtiger Aspekt wäre hierbei die Forderung und Förderung der Bundesrepublik von Sprache. Dies wäre ebenfalls eine besondere Unterstützung des späteren sozialen Lebens in Deutschland. Ebenfalls könnten Projekte zur Vermeidung von sog. Ghettoisierungen besser zur Integration und somit zur Sprachförderung von Migranten beitragen. Zurzeit gibt es viele Viertel, die nur von Leuten gleicher Herkunft bewohnt sind.
Wie kann das Bildungssystem beitragen?
Um das Problem bereits früh anzugehen, sollten grundsätzlich alle Kindertagesstätten Sprachförderung anbieten. Sie sollten die Kinder gezielt für die Schule vorbereiten. Schulen könnten Sprachkurse oder nach Möglichkeit, sprachliche Leistungskurse anbieten. Die Bildungseinrichtungen sollten mit Eltern stärker zusammen arbeiten. Dadurch könnten u.a. Stärken und Schwächen der Kinder festgestellt werden. Dies wiederum kann zu einem gezielten Förderungskonzept der Immigranten beitragen und somit sogar den besseren Schulabschluss für Immigrantenkinder fördern.
Was können Immigranten selbst tun?
Migranten sollten für eine erfolgreiche Integration und zur Förderung ihrer Lesekompetenz im eigenen Interesse mitwirken. Zunächst sollten sie den Kontakt zu Einheimischen verstärken, z.B. in Form einer Mitgliedschaft in Sportvereinen. Migranten könnten versuchen, sich untereinander in deutscher Sprache zu verständigen oder einfach ihre Literaturnutzung zu erhöhen. Darüber hinaus sollten Eltern sich mehr um schulische Angelegenheiten ihrer Kinder kümmern. Auch sie sollten den Kontakt zu Schulen und somit zu Lehrern und Erziehern verstärkt aufsuchen. Dabei sollten sie objektiv die Stärken und Schwächen ihrer Kinder gemeinsam feststellen und ihren Beitrag für ein besseres Lernkonzept leisten. Dies kann z.B. in Form von zusätzlichen Förderkursen oder Informationsveranstaltungen für bestimmte Bevölkerungsgruppen sein. Das Lesen im Elternhaus muss gefördert und mit pädagogischen Maßnahmen gewährleistet werden.
Schlussbemerkung
Lesen ermöglicht Weiterbildung, Entwicklung der Persönlichkeit und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, insbesondere für diejenigen, die über einen Migrationshintergrund verfügen. Lesen und Kommunikation sind die Hauptfaktoren für die Entwicklung von Sprache. Bei allen Maßnahmen zur Leseförderung spielt die Lesemotivation sowie die emotionale Ebene eine zentrale Rolle. Besonderheiten bei Schülern mit ausländischer Herkunft, wie „Deutsch als Zweitsprache“ oder kulturelle Unterschiede müssen bei der Förderung der Lesesozialisation mit berücksichtigt werden.
Die Herkunft von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund sollte aufgegriffen werden und als Ansatzpunkt für Lesemotivation genutzt werden. Dafür ist auch das sprachliche Niveau wichtig um die Lesemotivation nicht zu verlieren und die Möglichkeit zu geben, Lesekompetenzen stetig weiter zu entwickeln. Zusätzlich können die Intepretationsweisen der SchülerInnen mit Migrationshintergrund als Bereicherung z.B. des Deutschunterrichts betrachtet werden. Die gegenseitige Kulturanerkennung fördert Neues, Toleranz, Weltoffenheit und gegenseitigen Respekt. Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund benötigen besondere Unterstützung; Lehrer und Pädagogen müssen sich engagieren, um lebenslanges Lernen in Deutschland auch für Migranten zu erleichtern.