Interreligiöser Dialog aus islamisch-historischer Sicht

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Beispiele aus dem Leben von islamischen Persönlichkeiten

Die nach dem letzten Propheten Mohammed(sav), unteranderem durch die nachfolgenden vier Kalifen, Ummayaden, Abbasiden, Seldschuken und den Osmanen entstandenen islamischen Anwendungen, Traditionen und Bräuche, sind heutzutage fast genau so wichtig und können uns als Grundlage dienen, inwelcher auch der Prophet Mohammed(sav) lebte. Islamische Normen die von Gelehrten , die gemäß der Zeit ihrer selbst interpretiert worden sind und stark die politische, wirtschaftliche und kulturelle Lebensweise beeinflusst haben, können uns heute noch als Wegweiser dienen. Eine muslimische Sicht darf dieses wertvolle kulturelle Erbe nicht abweisen. Und aufgrund der historischen Ereignisse, abgesehen von wenigen kleinen von Einzelnen begannenen Fehler, die in den Rahmen eines interreligiösen Dialogs fallen, können Muslime behaupten eine klare Weste zu tragen.

In den nachfolgenden Beispielen, werden theoretische sowie praktische Anwendungen, genannt, die zu der Zeit entstanden sind, in der es eine starke und kräftige islamische Führung gab. Aus theoretischer Sicht werden unteranderem Vereinbarungen der Ummayaden, Abbasiden, Seldschuken und Osmanen genannt, die zu der Zeit mit Andersreligiösen oder Nichtreligiösen entstanden sind.

Es gibt zahlreiche Beispiele und Vereinbarungen die in der Zeit der vier großen Kalifen, der Ummayaden, Abbasiden, Seldschuken und der Osmanen entstanden sind. Diese zeigen uns, dass Menschen mit nichtmuslimischen Kulturen und Religionen, genauso wie Muslime, auf islamischem Territorium, miteinander in Harmonie leben konnten. Unabhängig davon ob diese in Friedens- oder Kriegszeiten getroffen worden sind – die „Anderen“ waren fast immer erstaunt,bewundert oder wussten diese Taten wertzuschätzen.
Diese Beispiele und Anwendungen, die den Ursprung im Koran oder in der Sunnah hatten, waren die Auslöser dafür, weshalb sich einzelne Personen oder manchmal sogar ganze ethnische Gruppierungen, sich ein richtiges Bild vom Islam verschaffen konnten.
Die Beispiele werden ohne in die Tiefe analysiert zu werden aufgezählt. Alles andere würde den Rahmen dieses Artikels sprengen.

  1. Als Jerusalem von den Muslimen erobert wurde, kam der damalige Kommandant und Kalif Omar, um die Schlüssel der Stadt entgegenzunehmen. Ihm wurde vorgeschlagen seine Gebete in der Grabeskirche oder in der daneben befindlichen Konstantinkirche zu vollführen. Doch er lehnte mit der Befürchtung ab, dass wenn er seine Gebete dort verrichtet, diese von zukünftigen muslimischen Generationen, zu Moscheen umgewandelt werden.
  2. Ein Auszug aus einer Vereinbarung von dem Kalifen Omar und dem Volk vom Eilat( heute eine Stadt an der Südspitze Israels): „ Diese Vereinbarung ist ein Versprechen der Sicherheit, von dem Diener Allah’s und Befehlshaber über die (muslimischen) Gläubigen gegenüber dem Volk von Eilat. Es ist eine Sicherung von ihrem Leben, Besitz, Kirchen, Wallfahrten, Kranken, Heilen oder jeglichen anderen ihrer Zugehörigen. Ihre Kirchen dürfen nicht bewohnbar gemacht oder zerstört werden. Deren heilige Objekte, in den Kirchen, sollen nicht angefasst werden. Keiner von ihnen darf aufgrund seiner Religion in Bedrängnis geraten und keinesfalls Schaden zugefügt werden.“
  3. Als der Kalif Omar einen veralteten und bettelnden Dhimmi sah, sagte er:“Es ist nicht in Ordnung, dass wir in deiner Jugend von dir Steuern eintreiben und später uns von dir wenden“ und befahl anschließend, Dhimmis in ähnlichem Zustand eine Rente zu zahlen und riet nachfolgenden Kalifen Rechte von Dhimmis zu schützen und sie in Ihre Obhut zu nehmen. Der Islam achtet bei Menschen nicht auf die Religion, sondern auf ihr Menschsein und deren Bedürfnisse. Menschen, die in den Grenzen eines islamischen Staates leben, müssen vom Sozialstaat( wir reden hier vom Jahre 634 ) abgedeckt sein.
  4. Als Christen aus Damaskus der Leprakrankheiten ausgesetzt waren, befahl Kalif Omar, Anteile der Zakat an sie zu zahlen.
  5. Ebu Ubeyde bin Cerrah war zu der Zeit als die Byzantiner einen großen Feldzug planten, der Gouverneur von Damaskus. Die in Damaskus lebenden Dhimmis schickten Spione von sich um Informationen über den Feldzug zu gewinnen und überreichten diese dem Gouverneur. Der Gouverneur der für die Sicherheit von Dhimmis verpflichtet war, befürchtete aufgrund des Feldzuges nicht mehr für die Sicherheit garantieren zu können und zahlte den Dhimmis ihre Steuern zurück. Diese waren so fasziniert von dieser Gerechtigkeit und Toleranz, dass Sie obwohl die Byzantiner der selben Religion angehörten, auf Seite der Muslimen waren und für den Sieg beteten. Nach dem Sieg der Muslime, wurde eine neue Vereinbarung mit dem Dhimmis getroffen. Ein nestorianischer Priester schrieb einem Freund in diesem Zusammenhang folgendes:“ Gott hat in diesen Tagen erlaubt den Arabern über uns zu herrschen, doch sie fechten nicht unsere Religion an. Ganz im Gegenteil: Sie schützen und respektieren unsere Werte, Priester und Heiligen. Zusätzlich spenden Sie unseren Klöstern und Kirchen.“
  6. Der Sohn des Gouverneurs von Ägypten Amr bin As, verlor bei einem Wettstreit gegen einen Kopten und ließ ihn deshalb auspeitschen. Der Kopte ging deswegen zum Kalifen Omar, welcher sich die Beschwerde anhörte und den Sohn und den Gouverneur zu sich zitierte. Als Sie reinkamen, gab Omar den Kopten eine Peitsche in die Hand und befahl, den Sohn genau so zu peitschen wie er ihn. Anschließend forderte er den Kopten auf: “Und jetzt peitsche den Gouverneur, denn der Sohn verließ sich auf seinen Vater und seinem Status.“ Der Gouverneur erwiderte:“Nicht ich schlug ihn sondern mein Sohn“. Omar antwortete mit einem Satz der bis heute seine Gültigkeit behält und als Referenz für Führende, wie auch Bürgern dienen kann – „ Oh Amr! Mit welchem Recht versuchst du ein Volk, welches frei geboren wird, zu versklaven?“
  7. Kalif Velid bin Abulmelik, der zu Zeiten der Umayyaden herrschte, lies zu Zwecken einer Vergrößerung der Damaskus Moschee, eine Kirche abreißen. Nachdem Omar bin Abdulaziz an die Macht kam, beschwerten sich die dortigen Christen über diesen Vorgang. Omar bin Abdulaziz lies daraufhin, trotz harscher Kritik der Muslime, die Damaskus Moschee abreißen. So kam der Koranvers:“Und würde Allah nicht die einen Menschen durch die anderen im Zaum halten, so wären gewiss Klöster und Kirchen und Synagogen und Moscheen niedergerissen worden, worin der Name Allahs oft genannt wird.“ zur Geltung, welcher darauf hinweist nicht-muslimische Gebetsstätten zu wahren.
  8. Ein weiteres Beispiel für ein friedliches interreligiöses Zusammenleben ist die Vereinbarung zwischen dem Eroberer von Andalusien, Abdulaziz bin Musa und dem damaligen spanischen Führer Theodomiro. Dieser besagt: „Theodomiro nimmt den Frieden an. Im Gegenzug gibt es Gottes Versprechen und Sicherheit. Solange sie sich an die vereinbarten Regelungen halten, werden seinen oder seinen Untergebenen gehörenden Besitz nicht angefasst. Weder Sie noch ihre Frauen und Kinder werden getötet oder versklavt. Den Kirchen und der freien Religionsausübung werden keine Hindernisse gelegt.
  9. Im Jahre 1428, bat der damalige serbische Despot Yorgo Brankovic bei der Eroberung dem Sultan Murad II. um Gnade. Der Sultan akzeptierte unter Auflage von einer jährlichen Steuer von 50.000 Gold, der Garantie von kriegerischen Unterstützung und zuletzt der Heirat mit der Tochter Mara. 12 Jahre lang lebte die christlich-orthodoxe Sultanin, im osmanischem Palast ohne jemals gezwungen worden zu sein, die Religion zu wechseln.
  10. Folgende Sätze sprach der Eroberer vom heutigen Istanbul Fatih Sultan Mehmet: „ Ich befehle – ihre Waren, ihre Nahrung, ihr Eigentum, ihre Schätze, ihr Land, ihre Schiffe, ihre Boote und besonders ihr Kapital, die Frauen und Kinder sollen nicht angefasst werden. Ihre Kirchen bleiben ihnen erhalten – so sollen sie ihre Predigten halten. Keinesfalls darf man sie ohne ihren Willen zu Muslimen machen. Und wenn einer von ihnen alt und bedürftig ist, so gebt ihnen Helfer bei.“
  11. Zur Herrschzeit von Fatih Sultan Mehmet, gab es einen innerchristlichen Konflikt zwischen dem katholischen Ungarn und dem orthodoxen Serbien. Der Sultan schritt ein und die Serben konnten eine Auswahl treffen unter wessen Obhut sie sich begeben wollen. Sie schickten einen Boten zu den jeweiligen Herrschern und fragten, wie sie unter deren Obhut behandelt werden würden. Ungarns Herrscher würde, über das ganze Land verteilt, katholische Kirchen bauen lassen. Fatih Sultan Mehmet hingegen garantierte eine freie religiöse Entfaltung, welches selbst den Bau einer Kirche neben einer Moschee beinhalten würde. Daraufhin entschloss der serbische König sich in Obhut der Osmanen zu begeben.
  12. Nach der Eroberung von Bosnien sprach erneut Fatih Sultan Mehmet am 28. Mai 1463: „Ich, Fatih Sultan Mehmet, lasse der ganzen Welt mitteilen, dass der bosnische Franziskanerorden unter meinem Schutz steht und befehle: ‚Niemand darf weder diese genannten Personen noch ihren Kirchen schaden oder sie stören. Sie sollen in meinem Reich frei und sicher leben können. Es steht ihnen frei in die Klöster in meinem Reich zu reisen und zu verbleiben. Keiner meiner Familie, Repräsentanten( Wesire) oder anderen Amtsträgern oder aber auch meiner Bevölkerung, darf deren Würde verletzen oder ihnen Schaden. Niemand soll ihr Leben, Besitz oder ihre Kirchen in Gefahr bringen oder verspotten. Und für jeden, denen sie in mein Land holen, gelten die gleichen Gesetze. Für das Recht des Erschaffers von Himmel und Erde Allah, des Propheten Mohammed, der sieben ( von dem Kalifen Osman verfassten und identischen) Korane, der 124.000 gesandten Propheten und des mir gehörenden Schwertes – schwöre ich, dass keiner die oben genannten Rechte verletzen wird, solange sie meinen Befehlen Folge leisten.‘ “ Dieser Befehl wurde in Milodraz niedergeschrieben und befindet sich heute in der katholischen Kirche in der bosnischen Stadt Fojnica.
  13. Sultan Bayezid II. und Sultan Süleyman „der Prächtige“, bitteten die Erlaubnis von dem Schaich al-Islām ( oberste religiöse Autorität des Staates ) mit den Kirchen entsprechend umzugehen, wie die Christen mit den Moscheen in den Kreuzzügen. Doch Zenbilli Ali Efendi und Ebusuud Efendi gaben keine Erlaubnis für diese Praxis.
  14. Yavuz Sultan Selim schrieb dem armenischen Patriarch von Jerusalem in einer Vereinbarung, dass keiner in der Religionsausübung behindert wird, die Gebetsstätten gewahrt und keiner im osmanischen Reich diese Befehle brechen wird. Er versicherte: „Niemand wird aus welchen Gründen auch immer, sich in eure Angelegenheiten einmischen oder euch stören. Derjenige, der das macht, soll vor Gott als schuldig gelten.“
  15. „Ich kann den Unterschied meines Volkes zugehörigen Muslimen in einer Moschee, Christen in einer Kirche und Juden in der Synagoge erkennen. Jeder von ihnen ist gleich. Ich schätze sie alle und behandle sie mit Gerechtigkeit. Jeder von ihnen ist wie mein leibliches Kind.“ Sultan II.Mahmut

Ich habe nun versucht einen kurzen Einblick in die islamisch-historische Dialogansicht zu ermöglichen. Zu behaupten, dass diese Praxis bis heute beibehalten worden ist, ist leider nicht möglich. Zudem lesen oder hören wir extreme Gegenteile, zu dem was die Beispiele zu verdeutlichen versuchten. Aber man darf nicht einzelne Ausnahmen greifen und dies zur Regel erklären, mit Slogans wie: „Der Islam ist eine Schwertreligion“ oder „Muslime sind Barbaren“. Fehler Einzelner auf die Religion zu schieben und terroristische Taten religiös zu fundieren ist nicht gerechtfertigt. Es ist zudem unfair gegenüber der großen Mehrheit der Religionsangehörigen, die im Schatten derer verbleiben, die die Religion ausnutzen. Heutzutage sollte man sich nicht auf die Feindseligkeiten oder die Eigensucht der Menschen konzentrieren.

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Geboren,aufgewachsen und leben tut er in Mülheim/Ruhr. Studiert momentan Informatik und interessiert sich für (soziale) Medien, Musik und natürlich Technologie. Versucht immer aktuell in Sachen IT-Sicherheit zu bleiben.

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